Wetteraussichten
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Wanderreitertipps
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Patschnass ^.^

Allmählich verzog sich der Morgendunst und die Sonne begann, die Regenfeuchte vom Boden aufzusaugen. Einer der verschiedenen Wetterberichte hatte Tagestemperaturen von um die 14 Grad vorher gesagt. Wer's glaubt ... ;-)

 

Als ich in Kerperscheid aus dem Auto stieg, war die Luft angenehm frisch. Das sah nach einem schönen Reittag aus.

Eigentlich wollte ich nur schnell die Ausrüstung aus der Sattelkammer holen und dann sofort weiter zur Weide fahren. Schließlich zeigte die Uhr schon 11:30. Karl war bereits mit seiner Gruppe unterwegs. Aber dann sah ich Babs' Auto im Hof. Da wollte ich doch wenigstens kurz "Hallo!" sagen und schon blieb ich in netter Runde hängen...

 

Zwei Reiterinnen rollten mit ihrem Pferdehänger an. Als ich hinaus ging, um das Auto umzuparken, traf mich fast der Hammer. Boa! War das schwül geworden! Gut, daß ich wie gewohnt mein Reithemd dabei hatte und nicht, wie zuerst heute früh geplant, auf Pullover umdisponiert hatte.

 

Die Schwüle gefiel mir gar nicht. Mit etwas Pech konnte sich da ein Gewitter zusammenbrauen.  13:00 Uhr -  Höchste Zeit aufzubrechen!

 

Maurice stand mit den anderen Pferden am Ende der großen Weide in einer Senke.  Im Schatten der großen Bäume sah ich die Trabergruppe unter den tief hängenden Zweigen zuerst gar nicht.  Wären nicht drei Neugiersnasen ins sonnige Grün hinaus gekommen, hätte ich auf dem riesigen durch Buschreihen und Bodenwellen gegliederten Areal erst mal wandern und suchen können.

 

Die Gruppe döste. Siesta! ;-) Auch Maurice sah etwas verschlafen aus. Ich wollte ihn ein wenig kraulen. Aber er suchte sofort das Zaumzeug. Ich tröstete seine Freundin noch mit ein wenig Stirnkraulen und dann stapften wir los.

 

Während ich die Erdkruste aus seinem Fell striegelte, mümmelte er sein Müsli. Zwischendurch schien er fast einzuschlafen. Er starrte dann regungslos in irgendeine Richtung .... und dann ... irgendwann .... mahlten die Zähne weiter auf den Körnern.

 

Ich schnallte den Regenmantel zu einer Rolle und band diese über die Banane hinter den Sattel. Ursprünglich wollte ich ihn sofort anziehen. Aber dafür war es jetzt viel zu warm und sonnig.

 

Kurz nach 14h brachen wir dann auf. Die Route hatte ich im Kopf. Das erste Ziel war Dottel. Den Weg dort hin kenne ich im Schlaf. Heute wollte ich aber selten genutzte Wege prüfen. Ob sie wohl noch reitbar waren?

 

Gleich im ersten Wald mußte Maurice wieder eine Mutprobe bestehen. Ein großer Baum lag quer über dem Weg. Und das kann der liebe Traberjunge gar nicht leiden. Links fiel die Böschung ins Tal. Rechts war der Grund zum Glück eben. Eine schmale Spur ließ erkennen, wo andere schon vor uns die Baumleiche überklettert hatten. Ich spürte, wie Maurice zögerte. Nein, nein! Wir drehen nicht um. Ich rahmte ihn mit den Beinen fest ein und streichelte seinen Bauch mit den Stiefelfersen. Ich rieb mit sanftem Druck ruhig und gleichzeitig energisch und bestimmt, um nur ja keine Zögern aufkommen zu lassen. Ein Schritt noch und Maurice stand mit beiden Vorderbeinen vor dem Hindernis. Die Oberkante des rindenlosen Baumstammes lag höher als seine Karpalgelenke. Zum Glück war der Durchmesser relativ gering. Schätzungsweise 30cm. Aber vor so einem Überklettern hat Maurice immer Schiß. Jetzt nur nicht nachgeben! Auch nicht den Bruchteil einer Sekunde! Dann ist es vorbei. Also trieb ich ihn mit Stimme, Beinen und Füßen ununterbrochen weiter. Trotz der großen Energie blieb ich ganz ruhig. Er spürte, dass ich nicht bereit war, nachzugeben. Es gab keinen Grund, warum er es nicht schaffen sollte, außer seiner Angst. Ich ermutigte ihn, sich zu konzentrieren. Dann spürte ich ein leichtes Zittern in dem großen Körper, als Maurice den ersten Vorderhuf über den Baumstamm hob. Dann ging alles so schnell, dass ich mich nicht erinnern kann, wie er die Beine setzte. Er polterte irgendwie an das Holz, zuckte zusammen und machte einen winzigen Satz nach vorn. Doch gleich beim nächsten Schritt ging er wieder ruhig weiter. Geschafft!

 

Als ich Kall durchritt, erlebte ich viele verwunderte Gesichter. Man staunte über die Ruhe des Pferdes. In der großen Unterführung war es ihm aber ein wenig unheimlich, als ein PKW mit flachem Anhänger hinter uns einfuhr. Das Geklapper der Ladung schallte aber auch zu gruselig! In solchen Momenten reicht es jedoch, Maurice gut an die Zügel zu stellen, mit den Beinen einzurahmen und mit dem Becken zügig vorwärts zu reiten. Dann spürt er, daß ich aufpasse und alles ist gut.

 

Lange hohe laute Fahrzeuge, die von hinten kommen, findet er auch nicht gerade toll. Aber auch hier vertraute er mir und lies gleich zwei Mal einen Shuttle-Bus des Nationalpark Eifel ohne Probleme passieren.

 

Nach einem Schlenker durch den Wald, erreichten wir endlich die Felder hinter dem Kaller Industriegebiet . . . . und entdeckten bald darauf eine für Reiter unerfreuliche Neuigkeit: Der schöne Kiesweg parallel der Straße von Dottel nach Kall ist jetzt für Reiter gesperrt. Schon von weitem sah ich die roten Kreise mit der schwarzen Figur. Alle seitlichen Zugänge sind mit massiven Schikanen gesichert. Warum nur? War der Weg zu stark von Reitern frequentiert worden? Welche Konflikte hatte es gegeben? Das würde ich wohl so schnell nicht erfahren. Schade, der Weg hatte mir gefallen. Aber ich kannte ja genügend andere Wege.

 

Am Waldrand hinter Dottel legten wir eine Pause ein. Maurice wirkte müde, obgleich unser Durchschnittstempo weit unter 7km/h lag. Er fand leckeres Gras und ich tauschte die Akkus von meinem Navi aus. Ein paar Dorfbewohner linsten kontrollierend herüber. Ich grüßte freundlich. Da verschwanden sie wieder.

 

Schließlich ging es weiter. Wie immer, lockte auch hier das Geklapper der Pferdehufe Schaulustige an die Straße und ich bedankte mich für die Komplimente mit einem Lächeln oder einem freundlichen Gruß.

 

Unsere Gesamterscheinung begeistert die Menschen immer wieder. Das macht es leichter, sich auch dort zu bewegen, wo möglicherweise Voreingenommenheit (Angst vor Verschmutzung oder anderen negativen Begegnungen) herrscht.

 

Nächstes Ziel, der Ravelsberg. Das Licht stand gut und die Sicht war erstaunlich klar. Die Rheinebene lag natürlich im Dunst. Um so mehr hoben sich die in der Sonne leuchtenden Halden des ehemaligen Bleibergwerkes davor ab. Ein immer wieder schönes Bild.

 

Heute ritt ich ganz oben zwischen den Windrädern. Eine neue Route. Diese Wege sind viel angenehmer zu reiten, als der Weg am Waldrand, denn unter dem hohen Gras dort liegen viele grobe Steine und an manchen Stellen auch Schutt.

 

Allmählich führte uns der Weg vom Ravelsberg Richtung Kallmuth hinunter und von dort in weiten Bögen über Keldenich und Sötenich wieder nach Hause.

 

Im Südosten wurde der Himmel immer schwärzer. Über uns schien nach wie vor die Sonne zwischen den Wolken hindurch. Der Regen schien noch weit weg.

Doch als wir dann eine letzte Galoppstrecke entlang flogen, war es, als würden wir durch eine Wand reiten. Von einer Sekunde auf die andere waren wir klatschnaß! *lach* Maurice senkte den Kopf und zog die Nase ein wenig ein, um das Gesicht vor dem niederprasselnden Regen zu schützen. Mich schützte die breite Krempe des Lederhutes. Es schüttete wie aus Eimern!

 

Den Regenmantel brauchte ich nun nicht mehr auszurollen.  Naß ist naß. :-)

Zum Glück war es nicht kalt. Sonst hätte ich ihn doch noch übergezogen.

 

An der Weide wurde wie immer in aller Ruhe abgesattelt - trotz anhaltendem Regen - und das Belohnungsmüsli verputzt. Das hatte er sich nach einer 4,5h-Tour (zzgl Pausen) redlich verdient. Ein paar Knuddeleinheiten noch und dann trollte sich mein Held.

 

Als er zwischen seinen Freunden stand, stiegen Dampfschwaden von seinem Rücken auf. Was für eine Energie in so einem Pferdekörper steckt! Der Regen ließ ein wenig nach. Der Himmel wurde heller. Einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich mich sofort im Auto umziehen sollte. Aber das war mir dann doch zu viel Hampelei. Bei Babs im Bad ging das besser.

 

Beim Auspacken der Bananentasche mußte ich feststellen, daß die dringend eine frische Imprägnierung braucht. Der Platschregen hatte den Inhalt feucht werden lassen. Schlimm war das allerdings nicht. Ein Handtuch hatte die Feuchtigkeit aufgesaugt und die Utensilien waren alle sicher in Zip-Beuteln verpackt. Das ersparte mir beim Aufräumen viel Arbeit.

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