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Das erste Mal in Wollseifen

Zur Wüstung Wollseifen auf der Dreiborner Hochfläche
Zur Wüstung Wollseifen auf der Dreiborner Hochfläche

7.6.2008  Zum Geisterdorf Wollseifen

Broich - Schleiden - Herhahn - Dreiborner Höhe - Wollseifen - Dreiborn - Scheuren - Schleiden - Broich

Auch dieses Wochenende machte ich mich mit Maurice ganz alleine auf den Weg. Das Wetter war grau. Die Wolken krochen recht tief über die Berge, hingen teilweise als weiße Fetzen in den Bäumen. Ziel des 30-km-Rittes war die Wüstung Wollseifen auf der Dreiborner Hochfläche. Ob ich sie erreichen würde, war zunächst ungewiss. Sollte es kräftig zu regnen beginnen, hatte ich mehrere Möglichkeiten, vorher abzubiegen und heim zu kehren.

Um dort hin zu gelangen, musste ich heute ein von Motorrädern vibrierendes Schleiden durchqueren. Beides, die Durchquerung der riesigen Motorradgruppe und der Besuch von Wollseifen, waren extrem bizarre Erlebnisse.

 

Wart Ihr schon mal auf einem Motorradtreff und kennt ihr dieses Gefühl der vibrierenden Luft, wenn Hunderte große Maschinen brummen? Ich erlebte das schon 2x in Kevelaer auf der Motorradwallfahrt. Da versammeln sich weit über 1000 Maschinen auf dem Kapellenplatz! Das ist Gänsehautfeeling pur, wenn man da mitten drin steckt.  .... 

 

In Schleiden traf meine Route auf einen Kreisel. Daneben befindet sich eine Tankstelle. Schon als ich auf den Kreisel zu ritt, hörte ich das sonore Brummen. Maurice spitzte die Ohren, ließ sich aber nicht irritieren. Irritiert waren dagegen Autofahrer, als wir gemäß Straßenverkehrsordnung am Kreisverkehr auf unsere Einfädelmöglichkeit warteten. Nun sahen wir auch die Tankstelle und den Grund des Gebrumms: einige tankende Motorräder an den Zapfsäulen, daneben in zweiter, dritter ... Reihe und auf dem Platz davor dicht an dicht die Wartenden. Auf der anderen Straßenseite stand ebenfalls eine brummende Schlange, die länger und länger wurde, weil immer noch weitere Motorräder anrollten --- uns entgegen - - - denn - - - unsere Route führte mitten da durch - - - durch schätzungsweise 50 Maschinen - - - vielleicht auch mehr - - -   Ok, dachte ich, das machen wir jetzt. ...  Und so sahen dann im nächsten Augenblick zahlreiche schwer behelmte Ledergestalten ein Soloteam stolz erhaben gewissermaßen über ihre Köpfe hinweg gleiten. In dem Moment hätte ich wirklich gern ein Foto von Maurice und mir gehabt. Der ist mit einer Präsenz da durch marschiert! Wie er den Nacken stellte und die Ohren spitzte! Mit Sicherheit sprung- und fluchtbereit bis in die letzte Muskelfaser. Aber seine Schritte blieben gleichmäßig und ausgreifend. Das GPS zeichnete alle 10 Sekunden ganz gleichmäßig 7km/h auf. Sein ganz normales Tempo. Da war nicht eine Sekunde ein Zögern oder Tänzeln. Auch meine Konzentration war gewaltig hoch geschnellt. Aber da gab es nur eines: Keep cool boy! Keep cool girl!  ... Instinktiv raunte ich Maurice die ganze Zeit mit sanfter, dunkler Stimme zu, daß alles in Ordnung sei ... und nickte strahlend so einigen Motorradfahrern zu, die mich entweder völlig entgeistert ansahen oder lässig die rechte Hand auf dem Lenker zum Bikergruß hoben.

 

Das Szenario dauerte 1,5 bis 2 Minuten. Dann sichtete ich keine entgegenkommenden Motorräder mehr. Noch weitere 2 Minuten am Straßenrand entlang, dann erreichten wir die Abbiegespur. Also Arm heraus wie beim Fahrradfahren und schon guckte Maurice, ob uns auch kein Auto mehr überholt und wechselte die Spur.

 

Bald lagen die letzten Häuser von Schleiden hinter uns und dann hatten wir die Welt für uns alleine. Wir galoppierten den größten Teil der Strecke zum Sportplatz Herhahn hinauf. An den Kurven natürlich langsam und bereit, sofort anzuhalten.

Am Sportplatz hielt ich sofort Ausschau nach Rasenmähern und titschenden Bällen. Letztes Jahr lief Maurice dösend hier vorbei und erschrak sich dann so sehr, als ihn ein Geräusch überraschte, daß er mit mir einen Riesensatz zur Seite machte. Doch heute war alles ruhig.

Ich sah nach Dreiborn hinüber und betrachtete den Himmel. Alles grau in grau und der Dreiborner Kirchturm, sowie die benachbarten Bergzüge waren durch die grauen Wolkenschleier nur schemenhaft zu erkennen. In manchen Wäldern hingen immer noch Nebelfetzen. Nach Gewitter sah das nicht aus. Aber solche Wolken sind schwer zu enträtseln. Wann sie unvermittelt zu fisseln beginnen oder ob sie doch trocken über einen weg ziehen, ist schwer zu erkennen. - - - Der Regenmantel steckte in der hinteren Bananentasche - - - Die Einfahrt zum Truppenübungsplatz mit ihren ca 60cm hohen Bordsteinkanten war nicht mehr weit. Gute Aufstiegshilfe! - - -  Bis zur nächsten würde es wieder eine Weile dauern. - - -

Da ich keine Lust auf nass geregnete Oberschenkel hatte, beschloss ich, eine kurze Pause einzulegen und den Regenmantel herauszukramen. Vielleicht mochte Maurice ja etwas von dem Gras dort fressen? Schließlich waren wir ja schon eine knappe Stunde unterwegs. --- Nö. Der stellte sich an die Rampe als sei es ein Anbindebalken, würdigte das Gras keines Blickes ... aber als ich mir ein halbes belegtes Brötchen aus der vorderen Banane holte, spitzte er sofort die Ohren. - - - Ob mein Futterautomat wohl wieder ein paar Möhren für mich hat? - - - Na, klar! - - - Als die gemampft waren, döste Maurice vor sich hin und ich mümmelte mein Brötchen fertig. Ein paar Schlucke noch aus der Wasserflasche und dann führte ich Maurice im Bogen seitlich an die Rampe, hoch krabbeln, ...  aufsitzen, ... weiter ...

 

Nun ritten wir am Rand des Truppenübungsplatzes auf einer Panzerstraße Richtung Vogelsang / Wollseifen. Die Burg Vogelsang hat eine dunkle Geschichte. Die sogenannte Ordensburg ist eine Hinterlassenschaft des Nazi-Regimes. Doch diese imposante Anlage war heute nicht mein Ziel. Ich schoss später lediglich aus der Ferne ein paar Fotos mit dem Tele.

Neben der Betontrasse hätten wir auch schön übers Gras reiten können. Maurice ließ sich zwar hineinführen, bremste sein Schritttempo aber deutlich . . . und als ich ihm die Wahl ließ, wechselte er sofort wieder auf die Betonpiste. Na gut. Wer nicht will, der hat schon. Ist wohl bequemer für ihn. Da braucht er nicht so konzentriert zu gucken, wo er hin tritt.

 

Die Ausblicke in die Eifel-Landschaft sind von hier oben einfach einmalig! Die Panzerstraße liegt auf einer Höhe von etwa 520m. In der näheren Umgebung gibt es nur wenige Punkte, die höher sind. So schweift der Blick ungehindert in die Weite. Zu Rechten folgt er dort oben der das Urfttal säumenden Bergkette. Morsbach muß ganz in der Nähe liegen. Doch mehr als ein paar einzelne Häuser sah ich in den abfallenden Hängen nicht. Links, im Südwesten also, erheben sich hinter der weiten Hochfläche höhere Berge. Da irgendwo muß die Hohe Mark mit ihren gut 600 Metern sein. Sie liegt direkt hinter der belgischen Grenze. Entfernung Luftlinie 15km.  Auch das Hohe Venn liegt dort und für mich unsichtbar irgendwo im Westen zwischen den Höhenzügen eingebettet auch Monschau. Während ich so umher schaute, fühlte ich wieder dieses Fernweh. Am liebsten würde ich ...  Gut, dass bald Sommerferien sind. ......

Kurz vor dem Walberhof trafen wir auf einen großen betonierten Parkplatz, daneben eine überdimensionale, mehrtorige Garage. In den Fugen der Betonplatten wächst Gras. Am Rand der großen Fläche reckt sich eine Reihe Straßenlaternen mit gebogenem Arm in die Höhe. Irgendwie ein gespenstisches Bild dieser leere, einsame Platz inmitten der steppenartigen Landschaft.

Pfosten mit blau-roten "Banderolen" führten uns Richtung B266. Die Bundesstraße quert hier den Nationalpark. Eine quer über die Panzerstraße gestellte Straßensperre aus Holzstangen ließ sich nur so gerade eben umreiten. Maurice zuckte kurz zurück, als er den flachen Graben neben der "Schranke" sah, stufte ihn aber sogleich als ungefährlich ein und balancierte dann ruhig und sicher auf schmalem Grad an dem Hindernis vorbei. Zur Not hätte er auch durch den Graben gehen können. Diese "Schranke" soll sicher verhindern, dass hier wild geparkt wird.

Die Wegmarkierungen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz sind meines Erachtens die besten im ganzen Nationalpark Eifel. Rot-blau markierte Holzpfosten und geschnitzte Wegweiser führten uns sicher durch das Wegelabyrinth der Dreiborner Hochfläche. Blau ist die Farbe der Reiter, Rot, die der Wanderer und Radfahrer. Auf der nagelneuen Wanderkarte sind manche Wegführungen für Reiter nicht ganz eindeutig auszumachen. Aber vor Ort ist mit Hilfe der blauen Markierungen alles sehr gut zu finden. Die Pfosten stehen in so kurzen Abständen, dass man sich auch bei Nebel nicht verirren kann.

Von der Straßenüberquerung ist es bis zur Wüstung nicht mehr weit. Rechts rückt die Ordensburg allmählich immer mehr ins Blickfeld. Sie liegt auf einem Bergsporn am Ende eines Höhenzuges, der sich mit steil abfallenden Hängen vom Walberhof zur Urfttalsperre hinüber zieht.

Links ragen die Reste eines Bunkers aus der Grasebene heraus. Gelb blühende Ginsterbüsche und anderes Strauchwerk haben schon begonnen, den Beton zu erobern.

Vor uns entdecke ich das Turmdach der Kirchenruine St. Rochus zwischen den Baumwipfeln. Ich fühle eine leichte Spannung. Was würde mich dort erwarten? Im Internet hatte ich schon dies und jenes gelesen und Bilder betrachtet. Aber es ist doch immer etwas ganz anderes, wenn man sich plötzlich mitten in diesen Bildern befindet.

Wir erreichen die Wegkapelle. Hier hat sich offensichtlich vor nicht all zu langer Zeit etwas getan. Ein dicker Baumstamm liegt dort als Bank, noch ganz neu, am Rand eines sauberen, fein geschotterten Platzes.

Wir reiten vorbei. Die Steinchen knirschen unter den Hufeisen - - - und dann entdeckte ich über die Schulter nach hinten blickend, dass der schattige Innenraum des Kapellchens nicht mehr leer ist.

Ich lenkte Maurice also noch einmal im Bogen zurück und sehe es genauer. Der kleine Andachtsraum ist mit einigen Blumen geschmückt und beherbergt eine kleine Madonnenstatue.

Wir hielten einen Moment inne. Und dann folgten wir weiter dem um den Helingsberg schwingenden Weg.

Rechts und links vereinzelt Häuserruinen, säuberlich nummeriert für die Positionsbestimmung . . .  - - - Kampftraining war/ist wohl organisiert - - -

Ich verdrängte das leise Gruselgefühl, wollte nicht an Dinge denken, die mir im Laufe meiner inzwischen nicht mehr ganz so wenigen Lebensjahre schon öfters aus verschiedenen Anlässen durch den Kopf gegangen waren. Nicht jetzt. Später - - -    Jetzt wollte ich nicht grübeln, sondern einfach nur schauen. - - -

Das Kirchturmdach von St. Rochus verschwand wieder zwischen den Bäumen. Ich war gespannt, auf das, was mir hinter den Bäumen begegnen würde. Eigentlich war mir ja klar, was mich da erwartete. Denn es war mir durch die bereits gesehenen Bilder schon bekannt. Aber . . . .   Immer wieder lugte ein Dach oder ein Stück Mauer zwischen den grünen Bäumen heraus . . .  Dann war die Sicht wieder für einen Moment verstellt. Noch eine Kurve - - -

und dann ritten wir an einer lang gestreckte Ruine vorbei, deren Mauern anders, als die anderen Gebäude, aus Bruchsteinen bestand. War das die ehemalige Dorfschule?

Niemand und nichts war da, der es mir hätte verraten können. Vielleicht würde ich es später herausfinden. Das Dach war mit Dachpappe gedeckt. Die sah teilweise sogar einigermaßen neu aus. Na ja, jedenfalls nicht kaputt. Das Haus war nicht ganz leer. Holz lag darin fein säuberlich aufgestapelt - aha, da tat sich etwas -  und vor mir - - - Sah ich das richtig? Ja, tatsächlich: eine Kutschenhaltestelle! Mit Fahrplan! Die überraschte mich.

Immer mehr dieser mit Dachpappe gedeckten, aus weißem Sandstein errichteten Rohbauten rückten ins Blickfeld. Das war keine normale Wüstung, ein vor vielen Jahren mal bewohnter und schließlich verlassener Ort, wo man an schief hängenden Fensterläden vorbei, durch vom Wind eingedrückte Scheiben in sterbende Häuser schaut, deren löcherige Dächer sie nicht mehr vor der zerstörenden Feuchtigkeit schützen können, wo ein altes Gartentor in einer alten, überwucherten Mauer leise quietschend im Wind hin und her schwingt, Pflanzen in mürbe werdenden Mauerfugen Fuß fassen . . .  Nein, hier war alles ganz anders!

Nachdem die Bewohner das zerstörte Dorf Wollseifen kurz nach Kriegsende auf Befehl der Besatzer binnen 3 Wochen mit ungewissem Ziel verlassen hatten, wurde die gesamte Dreiborner Hochfläche einschließlich Wollseifen und der Ordensburg Vogelsang militärisches Sperrgebiet. Die Wüstung nutzte man für das Häuserkampftraining und über die  Dreiborner Höhe  rollten zunächst britische, später belgische Panzer, Militärlaster . . . marschierten tagaus, tagein Truppen. Die verschanzten sich in Bunkern, feuerten zahllose Granaten auf irgendwelche Landmarken, trainierten mit Übungsmunition. . . . so wie das auf einem Truppenübungsplatz nun mal ist. Anfangs hofften die Wollseifener noch auf eine Rückkehr. Doch als eines Tages die Pfarrkirche bei einem Manövergefecht in Brand geriet, ging auch der letzte Hoffnungsfunke in diesen Flammen unter. Die nach Bombenangriffen noch in den letzten Kriegsjahren wieder hergerichteten Dorfhäuser hielten dem Kampftraining nicht stand. Bis auf die Pfarrkirche St. Rochus, das alte Schulhaus, das Trafohäuschen und die Wegkapelle wurden die zerschossenen Ruinen im Laufe der Jahre abgeräumt. In den ersten Jahren besuchten die Wollseifener an Allerheiligen den Friedhof im Sperrgebiet. Doch als auch der durch das Kampftraining mehr und mehr in Mitleidenschaft (was auch immer das hieß) gezogen  worden war, holte man die Gebeine schließlich aus der militärischen Sperrzone heraus und bettete sie mit Unterstützung des belgischen Militärs in die zivile Zone um. Die alten Ruinen wurden irgendwann durch die Rohbauten ersetzt, die heute die Szenerie prägen.

An der Kutschenhaltestelle bog ich links ab, folgte der Betonstraße, hielt auf ein Sandsteingebäude zu  - - - und fand unter großen Bäumen eine fröhliche Wandergruppe an den neuen rustikalen, aus Baumstämmen gefertigten Sitzgruppen.

Ich erwiderte den freundlichen Gruß und sah mich dann erst einmal völlig sprachlos um. Maurice verschaffte sich auf seine Weise einen Überblick von der Situation. So standen wir da völlig in Betrachtung versunken wohl erst einmal wie ein Denkmal - - -  bis ich die bewundernden Rufe einiger Frauen realisierte und dass jemand den Fotoapparat zückte, um unsere "Erscheinung" vor einem der Sandsteingemäuer abzulichten. (Hätte ich mal meinen Fotoapparat rüber gereicht! Warum denke ich in einem solchen Moment nicht an so was?) - - -

Die fröhlichen Wanderer nahmen der Ausstrahlung dieses eigenartigen Ortes das Bedrückende. Man lud mich ein, mich zu ihnen zu setzen, bot mir Schokolade an . . .  Das war total nett! . . .  Maurice fand leckeres Gras . . . 

und ich ausreichend Gelegenheit, mich umzuschauen. . .  Eine Dachdeckerfirma machte sich auf den Heimweg. Die Kirchenruine bekommt einen neuen Dachstuhl. Der sieht schon fast fertig aus. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, dann hat auch das Kirchenschiff ein neues Dach. Der Kirchturm ist bereits frisch gedeckt. Wenn dann das Baugerüst wieder verschwunden ist, wird wohl auch der Innenraum wieder zu betreten sein. Ich denke, ich werde sicher noch einmal her kommen, um zu schauen, wie es hier weiter geht. Ein Förderverein plant die Errichtung einer Gedenkstätte. Wollseifen ist in den Herzen der ehemaligen Bewohner lebendig geblieben. Die Herrichtung der Wegkapelle zeugt davon und manch anderes wird folgen.

Als ich mich nach 30 Minuten Pause wieder auf den Weg machte, waren die Wanderer längst gegangen. Später, daheim, hab ich mich gefragt, warum ich den Ort nicht einmal ganz umrundet und kreuz und quer durchritten hab. Keine Ahnung, was mich davon abhielt. War es das Bedürfnis, mich an diesem befremdlichen Ort in der Nähe netter, fröhlicher Menschen aufzuhalten?

 

Nun hielt ich auf Dreiborn zu. Der Weg führte durch Täler, in denen sich an sonnigen Tagen die Wärme fängt und der Duft ätherischer Öle in der Luft hängt. Blaue Lupinen leuchteten trotz des grauen Wetters mit dem gelben Ginster um die Wette, der hier noch in voller Blüte steht.

Immer wieder passierten wir hölzerne Wegsperren mit Schildern, die ermahnen, auf den markierten Wegen zu bleiben und nicht den immer noch deutlich sichtbaren Fahrspuren der Militärfahrzeuge kreuz und quer durchs Gelände zu folgen.

Nach etwa 40 Minuten erreichten wir die Panzerstraße am Rand des Truppenübungsplatzes.

Den auf der Karte ausgeguckten nach Dreiborn abzweigenden Wanderweg konnte ich aber leider nicht finden. (Anm1) Der sollte mich an der Dreiborner Wasserburg vorbei führen. Die ist zwar privat bewohnt und möglicherweise gibt es da gar nichts zu sehen. Doch wenn ich so etwas auf der Karte sehe, dann macht mich das schon sehr neugierig.

 

Im Internet erfuhr ich: "Die 1334 errichtete Burg Dreiborn ist heute die höchstgelegene Wasserburg des Rheinlandes." Trotz Google ist es ziemlich mühsam, Informationen über die aktuelle Situation der Burg herauszufinden. Sie wurde wohl im Laufe der Jahrhunderte immer wieder durch Kriegseinwirkung zerstört, neu auf- und umgebaut. Ein paar wenige historische Reste sollen noch erhalten sein. Doch nun führte mich die Panzerstraße erst einmal in einem weiten Bogen um Dreiborn herum.

Endlich fand ich an einem festlich geschmückten, überdachten Wegkreuz einen asphaltierten Wirtschaftsweg, der mich in den Ort führte.

Das graue Licht ließ den Ort sehr trist erscheinen. Dabei entdeckte ich durchaus einige lohnenswerte Foto-Motive. Aber die Bilder wurden alle düster oder unscharf. Zu wenig Licht. Ich hätte absteigen und in Ruhe fotografieren müssen. Aber das wollte ich Maurice nicht antun. Der ist ohnehin schon über alle Maßen geduldig mit mir.

Zwischen den kleinen Dorfhäusern ragte der dunkle Turm der Pfarrkirche St. Georg geradezu monumental empor. Im grauen, diffusen Regenwetterlicht wirkten die Mauern sehr düster und irgendwie bedrückend. Dabei wird der Blick von den Fluchtachsen des Gebäudes sehr schön in den freien Himmel gelenkt. Im unteren Drittel quadratisch gemauert, verjüngt sich der Turm über dem 1. Obergeschoß zu einem Achteck. Nach zwei Hochgeschossen, setzt dann über dem wesentlich flacheren Uhrboden der Turmhelm auf, der zunächst in flacher Neigung stark verjüngt, dann steil aufwärts strebend langsam verjüngend oben spitz zusammen läuft und ein sehr schönes Strahlenkreuz mit Wetterhahn trägt.

Nach einer Orientierungsrunde durch den Ort, auf der ich das Wasserschloss vergeblich suchte (ich war in die falsche Richtung geraten *wie blöd* Karte verkehrt geguckt - *grrr*) hatte ich angesichts der dunklen Regenwolken keine Lust mehr zu suchen. Bei schönem Wetter hätte ich mir die Zeit sicherlich noch genommen. Aber so - - - Da komme ich lieber noch einmal wieder. . . .

Über zum Teil herrliche Galoppstrecken kamen wir rasch nach Scheuren. Bevor wir den Ort durchquerten, erlaubte Maurice mir noch zwei nette Telefotos von den dort wohnenden Lamas.

Am Ende des Dorfes wollte er gerne eine Umgehung des steilen Abstieges nach Schleiden hinunter testen. Ich ließ ihn gewähren und war gespannt, welcher mir neue Weg sich für uns auftun würde. In den Karten ist da ja einer eingezeichnet. Aber leider fanden wir den Weg, auf den Maurice wohl irgendwie gehofft hatte, nicht. Also kehrten wir um. Unten sah ich die zwei Einmündungen der Wege. Hmm -  Müssen wir bei Gelegenheit mal anders herum probieren.

Schloß Schleiden mit Kirche

 


Nun war der Kreisel von Schleiden bald wieder erreicht ...

... und von da dauerte es nur noch 20 Minuten bis zur Weide. Dort gab es noch einige Möhren zur Belohnung und dann genoß Maurice zufrieden seinen Feierabend.

 

Die Eindrücke dieser Tour werden sicherlich noch eine ganze Weile in mir nachklingen.

Anmerkung 1

Wenige Wochen später war die Wegverbindung Richtung Wasserburg Dreiborn eingerichtet.

Weitere Ausflüge nach Dreiborn und Wollseifen

Kartenmaterial

Nationalpark-Karte

Die Wanderkarte vom Nationalpark Eifel (Eifelverein Nr. 50) wurde dieses Jahr erstmalig herausgegeben. Sie enthält nicht nur die Wanderwegmarkierungen sondern auch die für die Reiter ausgewiesenen Wege.

 

Die Google-Bilder dieser Gegend sind offensichtlich uralt. Erkennt man daran, daß der Kreisverkehr in Schleiden noch nicht existiert und auf dem Parkplatz der Burg Vogelsang noch Militärfahrzeuge stehen.

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Interessante Links

So ähnlich fand ich den Ort Wollseifen bei meinem ersten Besuch vor. Inzwischen hat sich viel getan.

Die Kirchenruine wurde gesichert und der Innenraum behutsam zu einer Gedenkstätte gestaltet. (Bilder Innenraum 2010/02) Das Video zeigt den Zustand im März 2008.

Reittagebuch 2005 / 2006-2007 / 2008 / 2009 / 2010 ...

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